Hauptseminar: Attentate im 19. Jahrhundert

Zeit: Mo. 16-18 Uhr, Beginn: 8.10.2018, Raum: GABF 05/707

Seit dem 11. September 2001 sind Debatten über tatsächliche oder vermeintliche terroristische Bedrohung in den Medien allgegenwärtig. Dabei sind weder Terrorismus als solcher noch „transnationaler Terrorismus“ etwas grundsätzlich Neues. Das politische Attentat lässt sich – in der Figur des Tyrannenmordes – gar bis in die Antike zurückverfolgten. Die Frage, wann der „moderne“ Terrorismus beginnt und was genau ihn ausmacht, ist von Sozialwissenschaftler*innen und Historiker*innen unterschiedlich beantwortet worden, viele sehen eine Zäsur irgendwo im 19. Jahrhundert. Im Seminar wollen wir dieser Frage genauer nachgehen. Hierfür untersuchen wir die Entwicklung des politischen Attentats, sei es sozialrevolutionär, reaktionär/gegenrevolutionär oder nationalistisch motiviert, von der Französischen Revolution bis zum Ersten Weltkrieg.
Gefragt wird unter Berücksichtigung sozialwissenschaftlicher Konzepte nach Ursachen, Motivation, Strategien und Rechtfertigungen dieser Form der politischen Gewalt, nach Akteuren, der Rolle der Medien, staatlicher Kontrolle und Repression sowie der Wechselwirkung zwischen staatlicher Gewalt, Attentaten und sozialen Bewegungen. Geographisch ist unsere Perspektive eine erweitert europäische, wir blicken vor allem auf Frankreich, den italienischen und den deutschen Raum, Spanien, die Habsburger Monarchie, Großbritannien und Irland, Russland und die USA. Fremdsprachenkenntnisse sind daher von Vorteil.

Sprachnachweise können erbracht werden in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Einführende Literatur:

  • Scheffler, Thomas: Vom Königsmord zum Attentat. Zur Kulturmorphologie des politischen Mordes, in: Trutz von Trotha (Hg.): Soziologie der Gewalt (Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. Sonderhefte, Bd. 37), Opladen 1997, S. 183-199.
  • Schraut, Sylvia: Terrorismusforschung in Deutschland, in: Alexander Spencer u. a. (Hrsg.): Terrorismusforschung in Deutschland (Sonderheft der Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik, Bd. 1), Wiesbaden 2011, S. 99-122.
  • Schulze Wessel, Martin: Terrorismusstudien. Bemerkungen zur Entwicklung eines Forschungsfeldes, in: Geschichte und Gesellschaft 35 (2009), S. 357-367.
  • Waldmann, Peter: Terrorismus. Provokation der Macht, 3., aktualisierte und überarb, Hamburg 2011.
  • Demandt, Alexander (Hg.): Das Attentat in der Geschichte, Köln 1996.
  • Weinhauer, Klaus / Requate, Jörg: Terrorismus als Kommunikationsprozess. Eskalation und Deeskalation politischer Gewalt in Europa seit dem 19. Jahrhundert, in: dies. (Hg.): Gewalt ohne Ausweg? Terrorismus als Kommunikationsprozess in Europa seit dem 19. Jahrhundert, Frankfurt a.M. 2012, S. 11-47.
  • Salomé, Karine: L'ouragan homicide. L'attentat politique en France au XIXe siècle, Seyssel 2010.