Jan Freytag

„Der katholische Klerus und die nordirischen Gefängnisproteste, 1976-1981“

Geschichtswissenschaft und Terrorismusforschung haben bisher wenig Interesse gezeigt für verurteilte und inhaftierte Mitglieder von Organisationen wie der RAF, den Roten Brigaden oder der IRA. Jedoch ist gerade das Verhalten des Verurteilten im Gefängnis entscheidend für das Verständnis, warum die genannten Organisationen fortbestehen und warum der Umgang mit diesen Straftätern sozialen Sprengstoff birgt.
Diese Dissertation untersucht daher mit Hilfe von Methoden der kommunikativen Terrorismusforschung von Peter Waldmann und Beatrice de Graaf, sowie der Forschung zu inhaftierten Paramilitärs von Kieran McEvoy und Alan Feldman die Auswirkungen von Häftlingswiderstand auf klerikale Akteure.

Dabei stehen vier Fragen im Vordergrund:
Wie reagieren Häftlinge, die als Terroristen verurteilt wurden auf ihre Verurteilung und ihre Behandlung im Gefängnis?
Welche Auswirkungen hat gewaltloser, körperlicher Widerstand von Häftlingen auf Familien und das seelsorgerische Umfeld von Häftlingen?
Wie greifen die Kleriker und die Familien in den Konflikt zwischen Strafrechtssystem und Häftlingen ein?
Welchen Einfluss üben die beiden Gruppen auf Regierungen und Sympathisanten aus und wie stark werden sie von Häftlingen, Regierungen und Sympathisanten beeinflusst?

Diese Fragen werden exemplarisch am Beispiel des Eingreifens von katholischen Klerikern in den Gefängniskonflikt im nordirischen Hochsicherheitsgefängnis Long Kesh im Zeitraum 1976 - 1981 behandelt. Die Kleriker bilden dabei ein Bindeglied zwischen den Gefangenen, ihren Familien, den Regierungen in Dublin und London sowie vereinzelt auch zu den Sympathisanten.


English version


Historians and terrorism researchers have so far shown little interest in convicted and imprisoned members of organisations such as the Red Army Faction, Red Brigades and the IRA. However, the conduct of those imprisoned is crucial for the understanding as to why these organisations continue to exist and why the treatment of those offenders can create social tensions.
This dissertation investigates the effects of prisoners resisting their treatment on a number of Catholic clergymen. It uses the methodology of Communicative Terrorism Studies (especially Peter Waldmann and Beatrice de Graaf) as well as the research by Kieran McEvoy and Alan Feldman on imprisoned paramilitaries.

This project places special emphasizes on these four general questions:
How do those prisoners convicted as terrorists react to their sentence and their treatment in prison?
How does nonviolent, bodily resistance by prisoners effect their families and their pastoral surroundings?
Which influence do family and clergy wield over governments and those sympathetic to the cause of the prisoners? How strongly are they influenced by governments and those sympathetic to the cause of the prisoners?

These questions are addressed by examining the interventions by Catholic clergymen during the prison conflict in the northern Irish high security prison Long Kesh from 1976 to 1981. During the conflict clergymen form a link between the prisoners, their families and the governments in Dublin and London (and some even to those sympathetic to the cause of the prisoners).