Julia Erdogan

„Sub- und Gegenkulturen der Computernutzung seit den 1970er Jahren“

Neben staatlichen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen, bildeten sich seit Beginn der Computernutzung Sub- und Gegenkulturen im Umgang mit dem neuen Medium. Insbesondere die Hacker, aber auch Spieler verfolgten dabei eine eigene Praxis mit dem Computer und bildeten hierüber u.a. Netzwerke. Damit prägten sie den Diskurs und den Umgang mit den Computern mit aus. Diese kulturellen Praktiken und ihre Auswirkungen auf die Computernutzung seit den 1970er Jahren in Deutschland sollen in dem Promotionsprojekt erarbeitet werden.
Der Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt dabei auf den Hackern, die zum einen Utopien einer Gesellschaft mit positivem Technikgebrauch entwerfen und zum anderen aufklärend vor Missbrauch privater Daten warnen und schützen. Für den nationalen Rahmen Deutschlands soll geklärt werden, welche Rolle die Hacker in der Ausformung moderner Gesellschaften und der Computerisierung einnehmen und inwiefern sie sich im Feld der neuen sozialen Bewegungen verorten lassen. Dabei sollen sowohl öffentliche Aktionen, wie auch der alltägliche Umgang mit Computern, und damit verbunden auch ihr Selbstverständnis, genauer untersucht werden. Die Aktionen und die Organisation der Hacker stehen im Kontext der Bewegungen und dem alternativen Milieu der 1970er und 1980er Jahre in Deutschland. Dennoch befanden sich die Hacker zu diesen sowie zu staatlichen und wirtschaftlichen Institutionen in einem Spannungsfeld, was einer genaueren Untersuchung bedarf. Zugleich stehen Hacker aber auch mit Spielern und den sogenannten Crackern in Wechselwirkung, welche auch ihren eigenen Umgang mit dem Computer herausbildeten.
Da es sich nach Genese wie nach Struktur um einen genuin transnationalen Gegenstand handelt, kann somit zugleich ein grenzübergreifender Austausch und ein Engagement im sozialen und auch politischen Geschehen der „vernetzten“ Welt genauer beleuchtet werden. Der nationale Rahmen bietet dabei die Möglichkeit ein transnationales Phänomen vergleichend in seinem spezifischen Kontext und damit auch in seinen verschiedenen Zielsetzungen bzw. Vorgehensweisen herauszuarbeiten.